Śabdālaṃkāradoṣavibhāga
Die Unterscheidung der Lautfiguren und der Fehler
Von Dragomir Dimitrov
Wiesbaden 2011
Harrassowitz Verlag
Veröffentlichungen der Helmuth von Glasenapp-Stiftung, Monographien 2
Daṇḍins Kāvyādarśa oder „Spiegel der Dichtkunst“ (zwischen ca. 650 und 800 n.Chr.) ist eines der wichtigsten literaturtheoretischen Werke auf Sanskrit, das sich als grundlegend und maßgeblich nicht nur für die Ästhetik literarischer Werke in Indien, sondern auch in Tibet und in anderen Ländern Asiens erwiesen hat. Schon bald nach ihrer Entstehung hat diese indische Poetik in ganz Südasien, von Sri Lanka bis nach Tibet und der Mongolei, eine bis heute noch andauernde hohe Popularität und Autorität gewonnen.
Um einen Text mit einer mehr als tausendjährigen Überlieferungsgeschichte auf einer gesicherten Grundlage benutzen und auswerten zu können, ist eine zuverlässige kritische Ausgabe sowohl des Grundtextes als auch wenigstens eines alten autoritativen Kommentarwerkes nötig. Nachdem vom selben Verfaßer bereits die kritische Ausgabe des ersten Kapitels namens Mārgavibhāga oder „Die Unterscheidung der Stilarten“ veröffentlicht wurde, wird hier eine kritische Ausgabe des dritten Kapitels namens Śabdālaṃkāradoṣavibhāga oder „Die Unterscheidung der Lautfiguren und der Fehler“ gemeinsam mit der tibetischen Übertragung, dem Sanskrit-Kommentar des Ratnaśrījñāna, dem tibetischen Kommentar des Dpaṅ Blo gros brtan pa, einer deutschen Übersetzung des Sanskrit-Grundtextes, einer Faksimile-Ausgabe nebst einer diplomatischen Abschrift und aller notwendigen zusätzlichen Apparate vorgelegt.
Das dritte Kapitel von Daṇḍins Poetik ist inhaltlich besonders reizvoll und wichtig für die indische und tibetische Literaturpraxis sowie für die allgemeine Literaturwissenschaft überhaupt. Vor allem wegen der Schwierigkeiten und der Unsicherheiten, die sich bei der Textinterpretation ergeben, hat dieses Kapitel bisher nicht die Beachtung gefunden, die es eigentlich verdient. Mit der vorliegenden Publikation wird ein Beitrag zur intensiveren Rezeption und zu einem tieferen Verständnis der altindischen und der tibetischen Poetik und Dichtkunst geleistet.